01.09. - 12.10.2024
31.08. Vernissage, 11 -18 Uhr, anlässlich Kunsthoch
Top It With Love - Vietnamesisch Snacken, ab 15 Uhr
Solo Show anlässlich Kunsthoch Luzern
Thi My Lien Nguyen - The Women Who Came Before Us
i am the first woman in my lineage with freedom of choice. to craft her future whichever way i choose. say what is on my mind when i want to. without the whip of the lash. there are hundreds of firsts i am thankful for. that my mother and her mother and her mother did not have the privilege of feeling. what an honor. to be the first woman in the family who gets to taste her desires. no wonder i am starving to fill up on this life. i have generations of bellies to eat for. (…) - rupi kaur, the sun and her flowers

Im Zuge des Vietnamkriegs floh die Familie von Thi My Lien Nguyen 1979 von Laos in die Schweiz, wo sie 1995 geboren wurde. So genoss sie in den 2000er-Jahren eine unbeschwerte Jugend in Amriswil. Mit der Zeit wuchs ihr Wunsch, sich mit ihrem kulturellen Hintergrundauseinanderzusetzen. Denn wie viele Nachkommen von Einwander:innen lebt sie in zwei Kulturen, derjenigen des Heimatlandes und der jenigen des Einwanderungslandes. Ruhig und respektvoll untersucht Nguyen die subtilen kulturellen, nationalen und ethnischen Einflüsse, die ihr Leben prägen, und stellt drei Generationen ihrer in der Schweiz lebenden Familie in den Mittelpunkt: ihre Grossmutter, ihre Mutter und schliesslich sich selbst.
Das Video «Bellies to Fill» verknüpft die Geschichten der Mutter und Grossmutter der Künstlerin mit ihrer eigenen Erzählung. Aufnahmen der beiden Frauen beim Kochen und Zubereiten von Speisenwerden mit Szenen der Künstlerin vermischt, die selbst kocht und mit Freunden isst und redet. Die Tischgesellschaft als Kern einer jeden Gemeinschaft, sei es Familie, Freunde oder Fremde. Der begleitende Text, gesprochen von der Künstlerin, verbindet drei Generationen zu einem bewegenden Porträt und enthüllt die verborgenen, aufwendigen Vorbereitungen einer Mahlzeit – ein Symbol für die Identitäten dreier Frauen, die zwischen vietnamesischem Erbe und westlicher Gesellschaft leben. Die Lebensumstände ändern sich, doch das vietnamesische Essen, die Fürsorge und Geborgenheit bleiben – «making sure to taste our roots».
Doch nicht nur durch das Essen kommt eine Familie und Diaspora-Community zusammen, sondern auch durch gemeinsame Rituale. Auch bei diesen haben Frauen eine tragende Rolle inne: Sie planen, organisieren, kochen, tauschen Neuigkeiten aus, geben Zeit und Aufmerksamkeit.«Carrying Compassion», 2024 zeigt eine metallisch schimmernde Detailaufnahme eines Áo dài, dem traditionellen weiblichen Kleidungsstück Vietnams. Das Seidenkleid, das bunt bedruckt, bemalt oder aufwendig bestickt sein kann, wird zu besonderen Anlässen wie dem Neujahrsfest Tết Nguyên Đán («Fest des Ersten Morgens», kurz Tết) getragen. In der Mitte ist zudem ein Guanyin-Anhänger zusehen. Guanyin wird im Buddhismus von vielen als Göttin der Barmherzigkeit und des Mitgefühls angesehen, aber auch als Beschützerin von Frauen und Kindern.
Die bedruckte Stoffbahn «Homecoming», 2021 die von der Decke hängt, zeigt ein grossformatiges Bild aus Nguyens Familienleben: Frauen in bunten Kleidern stehen vor einem Altar. Der Stoff ahmt die Materialität der Kleider nach, der feine Faltenwurf und das sanfte Flattern evozieren fliessende Körperbewegungen und ein vielstimmiges Hintergrundrauschen. Als Vorhang trennt und verbindet die Stoffbahn den Raum, das Sichtbare und Unsichtbare, die Welt der Lebenden und die Welt der Toten, welche durch Riten des Übergangs und der Zusammenkunft verbunden werden.
Hinter dem Vorhang zeigt «Wear It to Your Heart’s Content», 2024, ein zusammengelegtes Áo dài sowie ein Set aus goldener Halskette, Armreif und Ohrringen – alles aus Papier. Wie in anderen asiatischen Ländern, die vom Konfuzianismus und Buddhismus beeinflusst sind, wird sogenanntes «Höllengeld» und andere Objekte aus Papier – Schuhe, Kühlschränke, Autos oder Häuser – bei Beerdigungen verbrannt, um sicherzustellen, dass der Geist des Verstorbenen ein angenehmes Afterlife hat. Ein Brauch, der für jemanden, die im Sowohl-als-auch aufgewachsen ist, fremd und vertraut zugleich wirken kann.
Der Kreislauf von Leben und Tod, Fremde und Heimat, Vergangenheit und Zukunft. Thi My Lien Nguyen erzählt in «The Women Who Came Before Us» die Geschichte von Generationen, von Erben, Weitergabe, Fürsorge und Nähren – oder wie der vietnamesisch-amerikanische Autor, Ocean Vuong, schreibt: «Time is a Mother.»

Cảm ơnmama, bà ngoại,bànội, bà có ngoại,bàcố nội. (Danke Mama, Grossmutter mütterlicherseits, Grossmutter väterlicherseits, Urgrossmutter mütterlicherseits, Urgrossmutter väterlicherseits.)

Text: Michel Rebosura
Thi My Lien Nguyen (*1995 St. Gallen, Schweiz) lebt und arbeitet in Winterthur. Sieabsolvierte 2017 den Bachelor in Visual Communication (Camera Arts) an der Hochschule Luzern – Design & Kunst. In ihrem künstlerischen Schaffen beschäftigt sie sich mit dem Gefühl und Verständnis von Zugehörigkeit und Teilnahme sowie mit dem Begriff von «Zuhause». Dabei interessiert sie sich für diasporische und postmigrantische Realitäten und Geschichten. Sie arbeitet mit Traditionen, Ritualen, Folklore, Fotografie und Kulinarik. Nguyen ist Teil des kuratorischen Teams bei Les Complices*, einem selbstorganisierten, gemeindebasierten Off-Space in Zürich, der für Ideen und Werke von queer,trans, inter, nicht-binären, Frauen* und BIPoC (Black, Indigenous and People of Color) einsetzt.

Grafik: Christian Knöpfel
Ausstellungsdokumentation: Andri Stadler

Die Ausstellung wird unterstützt von: Pro Helvetia, Stadt Luzern - FUKA-Fonds, Luzern Plus, Casimir Eigensatz Stiftung, Ernst und Olga Gubler-Hablützel Stiftung.
02.06. - 13.07.2024
01.06. Vernissage, ab 17 Uhr
13.07. Finissage mit Glacé-Essen, 14-17 Uhr
Solo Show
Noah Ismael Wyss - Eau de Glacier
«Das ewige Eis» schwindet. Immer schneller. Unaufhaltsam. Die majestätischen Gletscher, die einst die Landschaft prägten und das Klima beeinflussten, ziehen sich zurück. Jahr für Jahr sterben immer mehr Gletscher und werden offiziell für tot erklärt. Es ist eine düstere Vorahnung: Am Ende dieses Jahrhunderts werden von den 1400 verbliebenen Gletschern in der Schweiz 1200 verschwunden sein. Was bleibt uns von diesen riesigen eisigen Giganten? Gewässer, Gesteine und Erinnerungen. Und was weckt lebhaftere Erinnerungen als ein Duft, der uns in längst vergangene Zeiten zurückversetzt?
In einer Art vorwegnehmenden Archäologie im Futur II präsentiert Noah Ismael Wyss (*1999) eine raumgreifende Duftinstallation, die eine eigens kreierte Essenzaus Gletscherwasser produziert. «Eau de Glacier» ist ein Relikt der Zukunft, das uns in eine andere Welt entführt. Die Installation erinnert an einen Alien-Tempel oder an ein Raumschiff-Labor aus einer Science-Fiction-Erzählung. Das eigentliche Vorbild von Wyss' Artefakt des Post-Anthropozäns sind jedoch Gletschersonden zum Sammeln von Eisproben.
Am oberen Teil des spekulativen Apparates sind kleine Flacons befestigt. Darin befindet sich ein Duft aus Gletscherwasser, der in einem hypnotischen Rhythmus auf den darunterliegenden Gletscherstein tröpfelt, und dabei im ganzen Raum einen vibrierenden Geruch verteilt. Im Kontrast zu ihrer hypertechnoiden Ästhetik, entfaltet sich die Arbeit also eher sinnlich-poetisch, durch den in der Luftschwebenden Duft, und dem Geräusch rhythmischen Tropfens. Im Ausstellungsraumverwischt diese Art von manifestierter Science-Fiction die Grenzen zwischen dem Realen und dem Imaginären und stellt die Vorstellung von einer festen und stabilen Realität sanft in Frage.
Mit der freundlichen Unterstützung des Parfumeurs Andreas Wilhelm werden in der Ausstellung auch Collectables verkauft: Gletscherwasser, das mit dem Duft von Schneealgen, die auf Gletschern heimisch sind, angereichert wurde. Der Erlösgeht dabei an den Schweizer Umweltschutz, um den Erhalt der verbliebenen Gletscher zu unterstützen und das Bewusstsein für den Klimawandel zu schärfen.  

Text: Michel Rebosura
Noah Ismael Wyss (*1999 Bern, Schweiz) absolvierte 2023 den Bachelor an der Hochschule Luzern - Kunst Film Design und arbeitet mit dem Schwerpunkt auf das Mensch-Mitwelt-Verhältnis besonders im Medium Skulptur und Installation. Seine Arbeiten sind meistarchaischer und zugleich futuristischer Natur, und entspringen scheinbar aus anderen, uns jedoch nicht allzu fremden Welten. Laut Wyss sind die Entwicklungen von Technologien ein Spiegel für die jeweils vorherrschenden Mensch-Mitwelt-Verhältnisse. Dabei versteht Wyss Science-Fiction als eine Form des Spekulativen Erzählens, mit dem Potenzial normative Kategorien zu durchbrechen und alternative Visionen von sozialen und technologischen Zukünften zu generieren.

Grafik: Samira Gollin
Ausstellungsdokumentation: Andri Stadler

Die Ausstellung wird unterstützt von: Pro Helvetia, Stadt Luzern - FUKA-Fonds, Luzern Plus, Casimir Eigensatz Stiftung, Ernst und Olga Gubler-Hablützel Stiftung.
07.04. - 18.05.2024
06.04. Vernissage, 17 Uhr
18.04. Book Launch und Gespräch mit Künstlerin, Laura Breitschmid (Herausgeberin) und Dorothee Dähler (Gestalterin), 17 Uhr
Solo Show
Caroline Ventura - More Beautiful Than They Are
Caroline Ventura erforscht Gesten, Formen und Farben sowie deren Kombinationen und Konzepte in verschiedenen Medien wie Malerei, Zeichnung, Wandmalerei und Fotografie. Ihre Arbeiten auf Papier zeichnen sich durch eine komplexe und reichhaltige Bildsprache aus. Sie erzählen von konkreten Situationen: Durch Striche angedeutete Figuren sitzen stumm nebeneinander am Tisch. Vor ihnen steht eine Vase mit hängenden Rosenköpfe und ein Aschenbecher auf dem Tisch, ein Drache schaut etwas verschlafen aus dem rosaroten Himmel. Daneben abstrakte Kritzeleien, die an Aktienkurse erinnern und Farbfelder die sich aneinanderreihen. Beim näheren Betrachten tritt die Materialität hervor. Für ihre Zeichnungen verwendet Caroline Ventura Papiere und Werkzeuge, die spontanverfügbar sind: Ausschuss wie Fehldrucke ihrer Bachelorarbeit, einen veralteten Lebenslauf, ein gefundenes Büttenpapier mit dem Wasserzeichen eines fliegenden Löwen oder andere Restbestände an Papier, die sie mit Bleistift, Filzstift, Magic Marker, Spray, Glitzer, Harz, Abrieb-Tattoos und Aufkleber bearbeitet. Ihre Werke sind ein Fundus von Objekten, Materialien, Formen und Symbolen aus ihrer inneren Welt, kombiniert mit Elementen aus der Pop- und Alltagskultur.
Je nach Papier und Stift entsteht auf der Rückseite durch den Durchdruck eine neue Zeichnung, die die Künstlerin zum Teilweiterbearbeitet. Die Themen und Narrative der Zeichnungen sind von persönlichen Erfahrungen, Gedanken und Gefühlslagen der Künstlerin geprägt. Dennoch betrachtet sie die fertigen Zeichnungen nicht als Tagebuch, sondern eher als eine Sammlung von Farbkombinationen und sich wiederholenden Motiven. Die Zeichnungen sind ein Nachdenken über Beziehungen und Farbe. Caroline Ventura suchtdabei keine abschliessende Formulierung, sondern versucht die Mehrdeutigkeit und das Widersprüchliche zu erfassen. Worte sind ihr zu scharf, zu klar und zielgerichtet. Stattdessen fällt es ihr leichter, sich in die Linien einzufühlen, die sich zu Figuren formen und wieder verlieren, anstatt eine eindeutige Aussage zutreffen. Sie sucht aus einer subjektiven Perspektive nach visuellen Analogien, um die Ambivalenzen zu strukturieren, die unsere Welt, Beziehungen und ihre eigene Wahrnehmung prägen, um eine eigene Geschichte zu ergänzen.
Einen Grossteil ihrer Zeichnungen scannt Caroline Ventura ein und bearbeitet manchmal die digitale Version. Von vielen Arbeiten existiert somit eine analoge und eine digitale Version. Dieser Bearbeitungsprozess beeinflusst auch die Rezeption: «Parfois, ils sont plusbeaux qu’ils sont» («Sometimes they’re more beautiful than they are») sagt die Künstlerin über das Verhältnis der analogen und reproduzierten Arbeiten. Die verschiedenen Versionen einer Zeichnung existieren nebeneinander und Ventura versteckt oder verneint diese Vielfalt nicht.
Die in der Ausstellung präsentierten 145 Zeichnungen, die zwischen 2019 und 2023 entstanden sind, widerspiegeln das Interesse der Künstlerin an Farben, Kombinationen und ihr spielerischer Umgang mit Materialität. Eine Besonderheit besteht darin, die Vorder- und Rückseite der Zeichnungen zu zeigen, die manchmal auch eine Form von unbeabsichtigten Zeichnungen präsentieren. Die Arbeiten hängen, in Plastikhüllen verpackt, anlangen Nägeln. Das Verpacken und Schützen ist für Caroline Ventura genauso Teilihrer künstlerischen Arbeit wie das Zeichnen selbst. Durch Laminieren oder Verpacken in Klarsichtmäppchen zeigt sich ihre starke Anziehungskraft für transparente, glänzende und glatte Materialien und Oberflächen.
Mit dem Ausstellungssetting im sic! Elephanthouse greift Caroline Ventura das Konzept der Handyreparaturgeschäfte auf, in denen reihenweise in Plastiktütenversiegelte elektronische Produkte an Haken hängen. Die Besuchenden sind eingeladen, die Zeichnungen in die Hand zu nehmen, ihre Oberfläche zu erfühlen und die Details zu erkunden. Durch die Interaktion mit den «verpackten» Arbeiten, dem Abhängen und wieder Aufhängen, entsteht laufend eine neue Präsentation.

Text: Laura Breitschmid & Sabrina Negroni
Caroline Ventura (*1994 Lausanne, Schweiz) lebt und arbeitet in Lausanne und Paris. Sie schloss ihr Studium in Visueller Kunst an der École cantonale d’art de Lausanne (ÉCAL) im Jahr 2016 mit Auszeichnung ab und erhielt das Walter & Eve Kent Stipendium sowie den «Prix du Risque». Anschliessend absolvierte sie das Work.Master-Programm an der Haute école d’art et de design (HEAD) in Genf, was ihr ermöglichte, an der Summer Academy am Swiss Institute in Rom teilzunehmen und ihr letztes Studienjahr in Paris zu verbringen. Ihre Arbeiten wurden bisher in diversen Ausstellungen präsentiert, unter anderem in Basel (Swiss Art Awards),Zürich (Rindermarkt 23) und Lausanne (Valentin 61).

Grafik: Kim Coussée
Ausstellungsdokumentation: Andri Stadler

Die Ausstellung wird unterstützt von: Stadt Luzern - FUKA-Fonds, Pro Helvetia, Luzern Plus, Ville de Lausanne, Canton de Vaud, Oertli-Stiftung, Casimir Eigensatz Stiftung, Gemeinnützige Gesellschaft der Stadt Luzern (GGL).

Parallel zur Ausstellung erscheint die gleichnamige Publikation "More Beautiful Than They Are",  gestaltet von Dorothee Dähler, mit Texten von Laura Breitschmid und Claire Hoffmann sowie einen fotografischen Essay von Dominik Hodel. Veröffentlicht und erhältlich bei bei Präsens Edition.
21.03. - 23.03.2024
21.03. Vernissage, ab 19 Uhr
Gast: Sofia Melluso - forme svelate
Aufenthalt im Haus am See Krämerstein
10.03. - 17.03.2024
9.03. Vernissage, ab 10 Uhr
14.03. Comiclesung mit Buchlaunch, 18 Uhr
Gast: Fumetto Comic Festival
Elizabeth Pich - Fun Girl
Elizabeth Pichs Figur Fungirl ist vor allem eins: unberechenbar. Fungirl ist eine perspektivenlose junge Frau, die ihre Tage zu Hause damit verbringt, zu masturbieren, Take-away-Pizza zu essen und alte Sitcoms zu schauen. Sie rennt von einer Affäre zur nächsten und ist hemmungslos und extrem in allem, was sie macht. Ihr neuer Job bei einem Bestattungsunternehmen bringt neues Chaos – ihr Leben ist eine Abfolge von absurden, politisch inkorrekten, slapstickartigen Situationen. Mit Becky, ihrer Mitbewohnerin und Ex-Freundin, sowie Beckys Freund Peter erlebt Fungirl skurrile Abenteuer voller Alkohol, Sex und Humor. Ihr Verhalten ist unangebracht, vulgär, opportunistisch und trotzdem (oder gerade deswegen) überraschend menschlich und charmant. Eine Ode an Screw-ups mit einem Herz aus Gold.
Für Fumetto inszenierte Elizabeth Pich das sic! Elephanthouse in typisch fungirlscher Manier mit viel Humor und Halleluja als sakralen Raum zu Ehren von Fungirl. Im Rahmen der Ausstellung wurde die druckfrische, deutschsprachige Ausgabe von «Fungirl» (Edition Moderne, 2024) präsentiert.
Elizabeth Pich (*1989) lebt und arbeitet in Saarbrücken. 2015 absolvierte sie den Master of Arts an der Hochschule der Bildenden Künste Saar. Mit «War and Peas» veröffentlichte sie 2020 zusammen mit Jonathan Kunz ihr erstes Comic-Buch.

26.-28.10.2023
Gast: Echolot Festival
Die Konzerte im sic! Elephanthouse wurden präsentiert von Endless Bazaar.
Xafya - Die Zürcher Produzentin legt Tracks vor, die klingen, als würden sie einer sonderbaren Maschine aus der Blütezeit der Industrialisierung entstammen. Es knattert, hämmert und rumpelt, als wäre Xafyas Ziel, eine Ode an den Stahlbau zu schaffen. So komponiert sie mit dem Vorschlaghammer ein metallisches Orchester, das durch genug Schmieröl mit erstaunlicher Geschmeidigkeit agiert.

Gretchen Gauntlet - Floridianische Hexendichtung, badend in Einhornblut. Menschliche Zuhörer:innendiskretion ignoriert, Berserker say what?

ABYSS X - Was ist der ideale Ort, um ABYSS X Tracks zu hören? Eine schwierige Frage. Wohl am ehesten in einer ehemaligen Penthouse-Bar, die nun mit dem abgewetzten Interieur eines besetzten Hauses bestückt ist und einen weitgehenden Ausblick über eine dystopische Landschaft erlaubt. Die brachiale Kraft elektrischer Klangmaschinen vermischt sich mit einer Stimme, die über vier Oktaven reicht, zu einem Fiebertraum, aus dem man nicht erwachen will.

Akira - Akira gehört dem Zürcher Kollektiv Babylon Music an, dem seit Jahren vorausgesagt wird, es werde bald das nächste ganz grosse Ding in der Schweizer Urban-Szene. Zwar hat man sich im Internet bereits eine Millionenschaft an Hörer:innen erarbeitet, auf dem lokalen Markt wollte der endgültige Durchbruch aber noch nicht klappen. Deshalb tut man gut daran, Akira noch zu erwischen, bevor sein Marktwert in Chartbreaker-Höhe steigen wird.
19.10.2023
Gast: Kulturbrauerei
Reziprok (Anna Vogt & Michèle Fella)
Zwei Stimmen, zwei Körper im Wechselspiel. Zurück zum Ursprünglichen. Gesungene Bewegungen, verbildlichter Stimmklang. In ihrem Projekt «reziprok» erkunden Anna Vogt und Michèle Fella diese Aspekte. Ihre Körper, ihre Bewegungen, lassen sich durch den Klang ihrer Stimmen inspirieren, während sich ihre Stimmen durch Bewegung, Berührung oder Körperhaltung verändern lassen. Dies geschieht in einem spielerischen, improvisatorischen Austausch zwischen den beiden Performerinnen. Zwei Stimmen, zwei Körper werden eins, entfernen sich, ergänzen sich. Reziprok.
Die beiden Sängerinnen Michèle Fella und Anna Vogt lernten sich während ihres Studiums an der Musikhochschule Luzern kennen. Während ihres Bachelors in Musik und Bewegung befasste sich Michèle Fella mit zeitgenössischem Tanz sowie improvisatorischen Konzepten wie Gaga oder Instant Composing. Aktuell engagiert sie sich neben ihrem Gesangsstudium an der Hochschule der Künste Bern in den musikalischen Feldern des experimental Pop/Rock und der freien Improvisation. Anna Vogt ist mit ihrer facettenreichen Stimme in verschiedenen Projekten und Genres tätig. Am Ende ihres Studiums legte sie den Fokus auf die Stimmimprovisation und entwickelte im Rahmen ihres Masterprojekts gemeinsam mit Michèle Fella das Projekt “reziprok”.
07.-15.10.2023
Gast: Weltformat Graphic Design Festival
Diese Ausstellung zeigt über 100 eindrucksvolle Schwarz-Weisse Plakate, die in den letzten zehn Jahren von über 100 internationalen Künstler:innen für das Luzerner Kulturhaus Neubad geschaffen wurden.
Das Luzerner Kultur- und Atelierhaus Neubad feiert in diesem Jahr sein zehnjähriges Bestehen. Während dieser gesamten Dekade hat sich eine eindrucksvolle Sammlung von schwarz-weissen Plakaten angesammelt, die in vielerlei Hinsicht die Vielfalt und den unverwechselbaren Charakter des Neubads sowie der Schwarz-Weiss-Plakatkunst widerspiegeln.
Vom Chlorgeruch zur Druckerfarbe; Das Neubad ist nicht nur ein Kulturlokal für die Metropolregion Luzern, sondern geniesst durch das minimalistische und unverwechselbare CI einen grossen Bekanntheitsgrad in der Grafik-Szene. Die schwarz-weissen Kunstwerke sind weltweit bekannt und über die Jahre hinweg haben mehr als hundert verschiedene Gestalter:innen beinahe 600 Plakate für das Neubad geschaffen, von denen einige renommierte Preisträger:innen sind. Die Sammlung wurde in diesem Jahr im Buch «The Neubad Plakat» veröffentlicht. Im Rahmen des Weltformat-Festivals werden über hundert dieser Plakate im sic! Elephanthouse in Luzern präsentiert.
27.08. - 30.09.2023
Solo Show anlässlich Kunsthoch Luzern
Shannon Zwicker - Sweet Spots for Soft Bodies
Shannon Zwicker (*1992) zeigt in ihrer Einzelausstellung «Sweet Spots for Soft Bodies» Arbeiten, welche eigens für die Ausstellung entstanden sind. Diese bilden weniger eine geschlossene Werkgruppe als vielmehr Momentaufnahmen einer kontinuierlichen Auseinandersetzung im Medium der Malerei. Dabei arbeitet sie immer an mehreren Bildern gleichzeitig. Jede Schicht benötigt Zeit zum Trocknen. Raum zum Wahrnehmen, Eintauchen, Nachdenken und Entscheiden, was als Nächstes geschehen soll. Und wenn es bei einem Bild gerade stockt, fliesst es bei einem anderen vielleicht weiter. Die anstrengenden Momente des Wartens erfordern viel Geduld, wecken bei der Künstlerin aber auch Neugierde und Lust, immer wieder in das Bild einzutauchen.
Der potenziell unendliche Dialog zwischen der Malerin und dem Bild ist ein Prozess, ein Austausch, der auch ein physischer, körperlicher ist. Beim Grossformat hat sie ein ebenbürtiges Gegenüber: Das nahe Herantreten und wieder Abstand nehmen schafft eine eigene Intimität, die Gestensind grosszügig und weit, dann wieder fein und subtil. Eine Choreografie in Raum und Zeit. Die Beziehung zu den kleinen Formaten, ihren «Cuties», ist noch intimer: In ihnen findet sie eine Geborgenheit, welche ihr Kraft gibt für die Arbeit am Grossformat. Während die einen durch ihre raumeinnehmende Anwesenheit Distanz erfordern, ziehen die anderen die Betrachtenden an sich heran. Doch auch die subtilen Strukturen in den Grossformaten sind erst von Nahem erkennbar. Ein Wechselspiel von Nähe und Distanz.
Lustvoll lässt Zwicker in ihrer Malerei Strukturen und Formen über die Leinwand wachsen. Weiche Formen treffen auf harte Kanten. Elemente fliessen in- und übereinander. Schichten legen sich über Schichten. Und auch wenn am Ende nicht mehr alle sichtbar sind, ist ihre Präsenz in der Tiefe des Bildes immer noch spürbar. Siegeniesst es, Flächen und Linien zueinander in Beziehung zu setzten, sie wieder zu verbergen, um schliesslich einzelne Elemente an manchen Stellen wieder zu entbergen. Lichtungen, in welchen sie den Blick in ihr Inneres hinein öffnet. Figurative Momente lassen sich in der vermeintlich reinen Abstraktion erahnen.
Die Bilder besitzen zwar eine je andere Präsenz, doch gibt es untereinander keine starre Ordnung. Zwicker verflicht sie zu einer vielschichtigen und vielfältigen Erzählung, wobei die einzelnen Bilder Sätze, Kapitel oder Teile dieser sind. Sie stehen einerseits für sich, lassen sich aber frei zu einer immer neuen Geschichte zusammenfügen. Dies zeigt sich auch in der raumspezifischen Hängung, die durch eine lockere Setzung mit der klassischen linearen Form bricht, so dass die Bilder in einen Dialog treten. Eine poetische Formensprache der Offenheit und Vieldeutigkeit.
Mit den Titeln ihrer Arbeiten platziert Zwicker direkte Hinweise zu einer möglichen Deutung. So heissen Bilder dieser Ausstellung beispielsweise ‹Seeking for a Tender Place (My Body is a Tender Place)›, 2023, ‹Your Touch Echoes on My Skin›, 2023 oder ‹Bumps›, 2023. Diese zärtliche, geradezu haptische Stimmung wird durch den enzianblauen Teppich noch unterstützt. Und auch mit dem Ausstellungstitel ‹Sweet Spots for Soft Bodies› eröffnet die Künstlerin weitere Ebenen ihrer Praxis. Denn mit ihrer Suche nach soften Formen macht sie auf ihre klaren Anliegen aufmerksam. So thematisiert sie in ihrer Arbeit die normativen Schönheitsvorstellungen in unserer Gesellschaft und ihre Beziehung zum eigenen weichen Körper, ohne jene Bilder und Blicke zu reproduzieren, die sie kritisieren möchte.
Es geht Shannon Zwicker darum, Raum einnehmen zu können, andere Stimmen zuzulassen, softe Formen zu finden, die nicht gewaltvoll oder exkludierend sind, sondern die eine lustvolle, zärtliche, fürsorgende Community wachsen lassen. 

Text: Michel Rebosura

Shannon Zwicker (*1992), in Igis (GR) aufgewachsen, lebt und arbeitet in Zürich. Zwicker hat 2016 ihren Bachelor of Fine Arts an der Hochschule Luzern – Design & Kunst und 2022 ihren Master of Fine Arts an der Zürcher Hochschule der Künste abgeschlossen. 2019 erhielt sie ein Atelierstipendium in Genua von der Städtekonferenz Kultur (SKK) der Stadt Luzern. Seit 2022 befindet sie sich im 12-monatigen Förderprogramm «What’snext_Compass» der Zürcher Hochschule der Künste. Das Programm unterstützt Absolvent:innen der Zürcher Hochschule der Künste beim Berufseinstieg und bietet ihnen Beratung, Mentorate und Werkstattzugänge Ihre Arbeiten wurden bisher in diversen Ausstellungen präsentiert, unter anderem in Chur (Bündner Kunstmuseum),Winterthur (Halle 53), Rapperswil (Alte Fabrik) und Zürich (Atelier Hermann Haller).

Grafik: Elena Rast
Ausstellungsdokumentation: Andri Stadler

Die Ausstellung wird unterstützt von: Stadt Luzern – Kultur und Sport, LuzernPlus, Casimir Eigensatz Stiftung und Kanton Graubünden.
04.06. - 15.07.2023
Solo Show
Dominik Zietlow - Wellness
den abstand zwischen              
den menschen abbauen
was nicht dasselbe ist              
zur distanz zwischen                                              
zwei punkten

licht erfüllt den raum              
mit leben energie                          
intensität                                                           
zu grell zu stark                              
zu präsent                                        

ruhe gibt die nacht                                     
der mond ein spiegel          
spuren des lichts                        
der zärtlichkeit                            
verletzlichkeit    
                         
schichten über schichten                    
erinnerungen von verlorenem            
zeichen des verlustes                            
der vergänglichkeit des todes            
vereint in trauer                                          

‹taube feuer›, 2023                                    
fünf menschen                                            
sprechen                                                        
mit fernen fremden                                  
intimes                                                            

ein halber dialog öffnet                          
im zwischen den raum                            
des anderen der imagination              
für die anwesenheit                                  
der abwesenheit                                        

porträts der figuren                                                              
der zeiten der orte                                    
ein kreis um den fixpunkt
aufzeichnung der spuren
definition des spielraums

die kamera folgt den eigenrhythmen
dem profil der skulptur
improvisationsraum der figuren
imaginationsraum der betrachtenden
unendlichkeit in der endlichkeit

‹das leben ist kein spaziergang über ein offenes feld›, 2023
im licht der erinnerungen
der familie der freunde
gebrochen im spiegel
gossage truffaut gertsch

wie den tod
die absolute abwesenheit
den unüberbrückbaren abstand
unischtbar zu machen

tag für nacht
nacht für tag
unterschiede schwinden
eine frage der belichtung
western nouvelle vague nosferatu

‹aufgehende geste›, 2023
das licht des tages
alltages
das leben der menschen
der präsenz

gras des werdens
impressionen der präsenz
grab des seins
male
der absenz

wellness
übername des freundes
name der freunde
gesten als epitaph
letzte worte

alles perfekt
alles gut
ja
zum leben
bis zuletzt

Text: Michel Rebosura

Dominik Zietlow (*1988 in Luzern), lebt und arbeitet in Paris und Zürich. Als Videokünstler in der zeitgenössischen Kunst, Kameramann und Regisseur im Bereich des Films, entfaltet sich seine Praxis zwischen diesen beiden Feldern. Das Oszillieren führt zu einer Forschung über die Darstellung des Realen, die durch das filmische Handwerk und der konzeptuellen Herangehensweise neu komponiert wird.
Zietlow hat 2013 seinen Bachelor in Medien und Kunst, mit Vertiefung Fotografie an der Hochschule der Künste (ZHdK) abgeschlossen. Seither präsentiert er seine Arbeiten in diversen Ausstellungen, unter anderem in Winterthur (Coalmine),Luzern (Kunstmuseum Luzern), Zürich (Helmhaus Zürich, la_capsula), Graubünden(Casa Lechmann) und Thurgau (Kunstraum Kreuzlingen). 2021 residierte er als Atelierstipendiat von Visarte Zentralschweiz in der Cité in Paris.

Grafik: Tania Gheerbrant
Ausstellungsdokumentation: Andri Stadler & Dominik Zietlow

 Die Ausstellung wird unterstützt von: Stadt Luzern – Kultur und Sport, LuzernPlus.
23.04. - 27.05.2023
Group Show
Clemens Fellmann, Antonia Röllin, Sarina Scheidegger - Performance Artists Go Flat
«Something goes flat» meint im Englischen, etwas wird schal oder leer. Den drei Performance Artists, Clemens Fellmann, Antonia Röllin und Sarina Scheidegger, fehlt es aber nicht an Lebendigkeit und Energie – das Gegenteil ist der Fall –, sondern sie gehen von der dritten zur zweiten Dimension über, vom Körper zur Fläche.
Ironisch verweisen sie mit dem Titel auf die so genannte «Flatware», womit vor allem Grafiken, Gemälde, Fotografien, Drucke usw. gemeint sind, also Kunstwerke, die für gewöhnlich an die Wandgehängt oder auf Tischen präsentiert werden. Der Titel ist aber auch eine kritische Referenz auf die dominierende Stellung der «Flachware» als Handelsware im Kunstmarkt. Das einfacher Konservierbare ist das einfacher in Geld Konvertierbare. Vergängliche, einmalige, kollektive oder leibgebundene Performances hingegen sind schwieriger zu verdinglichen, zu verwerten und zu verkaufen.
Clemens Fellmann (*1988) entdeckte beim Aufräumen seine autobiographisch geprägten Radierungen wieder, die er vor ungefähr 10 Jahren angefertigt hat. Sie erzählen persönliche Geschichten, die er aus der zeitlichen Distanz mit frischem und erlesenem Blick neu zusammenstellte, druckte, einrahmte und nun aus seinem privaten Archiv entlässt. Obwohl der Schwerpunkt seiner künstlerischen Praxis auf Performances liegt, arbeitete er schon immer mit unterschiedlichen Medien. Doch während er bei Performances sehr abstrakt und konzeptuell operiert, verfährt er bei Prints sehr persönlich und improvisierend. Performance und Print sind in ihren Arbeitsweisen zwar verschieden, doch bedingen und befruchten sie sich gegenseitig.
Antonia Röllin (*1989) zeigt Siebdrucke auf Holz, dessen eigentümliche Materialität und Textur sowohl Herausforderung als auch exploratives Ausdrucksmittel ist. Als Vorlage dienten zum einen Bleistiftzeichnungen von Gurken. In ihrem Projekt «Am Ende der Vorstellungskraft» fragte die Künstlerin ihre Mitmenschen: «Welche Farbe dürfte eine Gurke auch noch haben?». Daraus entstanden mehrteilige Drucke im Dialog mit erhaltenen Antworten. Eine andere Quelle ihrer Bildwelt sind alltägliche Handlungspraktiken wie freihändig Fahrradfahren und Holz hacken: Mikro-utopische Momente, die «Löcher» in den Alltag brechen und Möglichkeitsräume eröffnen. Eingänge zu einemvielschichtigen Höhlensystem. Mit dem Klangkünstler Benjamin Pogonatos, im Duo «das Erbe», zeigt sie an der Finissage, am 27. Mai um 17 Uhr, eine Performance.
In der Arbeit von Sarina Scheidegger (*1985) begegnen uns von Weitem weiss gewellte Blätter auf einer schwarzen Oberfläche, die sich im Nahen als unbewegliche fragile Keramiken aus Porzellanpapier entpuppen. Auf diesen wurde, in unterschiedlichen Glasuren, mit einem Siebdruck ein Satz aus der Textreihe «Fragen Sie?» eingebrannt. Mit der Zerbrechlichkeit des Porzellanpapiers materialisiert sie das Problem der Vergänglichkeit, das sich besonders dem Sammeln von Performancekunst stellt. Ähnlich den präsentierten Werken stehen bei Scheideggers Performances Texte und deren polyfonen Stimmen im Zentrum. Zum Book Launch, am 11. Mai um 19 Uhr, liest sie aus der Textreihe «Fragen Sie?». Gemeinsam bespielen sie im sic! Elephanthouse einen Zwischenraum, in dem Performance und Print, Form und Materie sowie Konzepte der Vervielfältigung sich jeweils anders begegnen.

Text: Michel Rebosura
Clemens Fellmann (*1988 in Ajmer, Indien) ist bildender Künstler, Performer und Forscher, er lebt und arbeitet in Basel und Leipzig. Er studierte Malerei, Medienkunst und Kunstpädagogik in Genf, Leipzig und Luzern und ist ausgebildeter Tänzer und Performer. Seine künstlerische Arbeit bewegt sich zwischen Performance, Skulptur, Installation,Text und Zeichnung. Seine Interessen sind geprägt von formalen Konzepten,(Nicht-)Systemen und Mustern, die unvorhergesehene Erzählungen und persönliche Geschichten schaffen. Er interessiert sich für verschiedene Arten von Notationen und Skripten für Bewegung, deren Möglichkeiten und Grenzen er hinterfragt und herausfordert.
Antonia Röllin (*1989 in Zug) lebt in Luzern, Zug und Syros. Menschen, deren Habitus und Fragen des Zeitgeistes, des «Zusammenseins in der Gegenwart» sind in ihrem künstlerischen Arbeiten zentral. Zeichnungen und Fotografien werden in verschiedene Drucktechniken umgesetzt und ausgestellt. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf installativen und performativen Arbeiten. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit in Kollektiven und der Ateliergemeinschaften ist auch Teil ihrer künstlerischen Praxis. In Griechenland lebend, gründete sie zusammen mit Ioanna Lykou das «Little Island Festival» und das Kollektiv «shot Performances» mit Mittelpunkt in Syros und Athen. Aktuell erstellt sie mit Benjamin Pogonatos im Duo «das Erbe» performative Podcasts und ist Teil der Künstlerkollektive «Methode Kunstraub» und Mitbegründerin des «kollektiv_fluegelmuetere«. Als Künstlerin konzipiert sie Vermittlungsprojekte, welche performative Strategien nutzen, um neue Wege der ästhetischen Forschung zu ebnen.
Sarina Scheidegger (*1985 in Bern) lebt in Basel. Sie ist Künstlerin, Autorin und Redaktorin, die regelmässig an verschiedenen Kollaborationen beteiligt ist und hauptsächlich in Basel arbeitet. Die verschiedenen Formen des gemeinsamen Arbeitens und Denkens mit anderen sind ein wichtiges Thema in ihrer künstlerischen Forschung. Sie arbeitet in verschiedenen Konstellationen und Kollaborationen, zum Beispiel mit der argentinischen Künstlerin Jimena Croceri und der Schriftstellerin und Künstlerin Ariane Koch. Scheidegger verfügt über einen Master of Contemporary Art Practice der Hochschule der Künste Bern (HKB) sowie einen Bachelor of Fine Arts der Kunsthochschule HGK FHNW in Basel, wo sie auch als wissenschaftliche Mitarbeiterin arbeitete. Sie hat zahlreiche internationale Stipendien und Preise erhalten, darunter 2018 die Residenz FLORA, Bogota, mit dem Programm Coincidencia von Pro Helvetia und 2012 den Swiss Performance Award. 2016 gründete sie zusammen mit Kambiz Shafei «Stingray Editions», um verschiedene Formate und Editionen von verschiedenen Künstlern zu veröffentlichen.  

Grafik: Dorothee Dähler
Ausstellungsdokumentation: Andri Stadler

Die Ausstellung wird unterstützt von: Stadt Luzern – Kultur und Sport, LuzernPlus, Gemeinnützige Gesellschaft der Stadt Luzern (GGL), Kanton Zug, Migros Kulturprozent, Casimir Eigensatz Stiftung und Josef Müller Stiftung Muri.
Die Publikation wird unterstützt von: Hochschule Luzern.
13.11. - 17.12.2023
Solo Show
Lukas Hirschhofer - Natural Habitat
In seiner künstlerischen Praxis setzt sich Lukas Hirschhofer mit dem Zeichnen und der Malerei auseinander. In seinen früheren Graphitzeichnungen sind oftmals triviale Motive wie Pflanzen, Wasserpfützen oder diverse Strassenabschnitte anzutreffen. Seine zeichnerischen Arbeiten lassen die Realität schleierhaft wirken. Es öffnen sich surreale Räume, in der Schwebe zwischen analogen und digitalen Welten, zwischen Innen- und Aussenräumen.
In den letzten zwei Jahren lebte Hirschhofer in seinem selbst umgebauten Kleintransporter und genoss die Freiheit, sich jederzeit und überall niederzulassen. Seine Reise führte ihn bis in die Hafenstadt Ferrol, im Nordwesten Spaniens. Dort mietete er ein Atelier, wo er sich intensiv seiner künstlerischen Tätigkeit widmen konnte. In seiner ersten Einzelausstellung «Natural Habitat» zeigt Hirschhofer neue Arbeiten, die eigens für das Ausstellungsprojekt produziert wurden, teils unterwegs, teils vor Ort im sic! Elephanthouse. Eingangs werden die Besuchenden von einem riesigen Dinosaurier empfangen. Mit weit aufgerissenem Mund überspannt das Tier beinahe die gesamte Wand. Was hat dieses Reptil hier verloren? Gehören die Tierarten doch seit Millionen Jahren ausgestorben.
Der Ausstellungstitel «Natural Habitat» verweist auf Hirschhofers Beschäftigung mit dem natürlichen Lebensraum von Tier- und Pflanzenarten. So wurden auf klein- bis grossformatigen Tusche- und Ölarbeiten Umgebungen dargestellt, die Hirschhofer zwischen der Schweiz und Spanien einfängt. Ausgehend von realitätsgetreuen Fotografien, überträgt der Künstler diese Bildwelt mittels einzelner Pinselstriche auf Papierrollen, Sperrholz oder ungespannte Leinwände. Dargestellt sind Sujets, an denen wir täglich achtlos vorbeigehen: Werbetafeln und Plakatwände am Rande einer Hauptstrasse oder mitten in Grünflächen, Graffitikunst an Mauern oder Gebäudefassaden sowie abgelegene Ackerflächen. Einst Ökosysteme, die von längst ausgestorbenen Tierarten dominiert wurden, sind es heute Lebensräume von neuartigen Tier- und Pflanzenarten, die immer mehr von Menschen genutzt und geprägt werden. So könnte vielleicht das Abbild des aus Kunststoff hergestellten Dinosaurierspielzeugs einen Appell an uns Menschen sein, die mit der Verbrennung fossiler Brennstoffe, der Abholzung von Wäldern oder mit Viehzucht zunehmend das Klima und die Temperatur auf der Erde beeinflussen.  Hirschhofer wählt seine Bildausschnitte zufällig und überträgt diese Umgebung mit einer einfachen und unbekümmerten Darstellung sowie Wahl der Bildmotive, in eine naive Formensprache. Es entstehen alltägliche abstrakte Landschaften in denen er etwas Einmaliges sieht, was er mit malerischen Mitteln versucht herauszukristallisieren.

Text: Sabrina Negroni
Lukas Hirschhofer (*1993 Hall in Tirol), lebt und arbeitet in Zürich und Spanien) absolvierte 2010den Vorkurs in Aarau. Anschliessend besuchte er die Grafikfachklasse in Biel bis 2014. 2020 schloss Hirschhofer den Bachelor in Fine Arts an der Hochschule der Künste Bern (HKB) ab und stellte mit Floyd Grimm an der Plattform 19 im Centre d‘Art Contemporain in Yverdon-Les-Bains aus. Seit 2018 ist er in diversen Ausstellungen vertreten.

Grafik: Sean Tien
Ausstellungsdokumentation: Andri Stadler

Die Ausstellung wird unterstützt von: Stadt Luzern - Kultur und Sport,  Regionalkonferenz Kultur Region Luzern (RKK), Gemeinnützige Gesellschaft der Stadt Luzern (GGL).
27.10. - 29.10.2022
Gast: Echolot Festival
Die Macher:innen des Echolot Festivals agieren als Kollektiv und sind als Verein organisiert. Geleitet wird das Festival von erfahrenen Personen aus dem Umfeld von Orange Peel, B-Sides, Radio 3FACH und von Hotz. Die Idee für ein neues Luzerner Indoor-Musikfestival ist während der Corona-Pandemie gereift. Echolot setzt wichtige Impulse für die Kultur- und Festivalstadt Luzern sowie die regionale und nationale Musikszene. Das Festival setzt bewusst auf kleine Veranstaltungen statt Grossanlässe, legt ein besonderes Augenmerk auf die Verbindung von Musik mit Raum, entdeckt noch unbekannte Locations für ein neugieriges Publikum und präsentiert regionale, nationale und internationale zeitgenössische Musik.

Die Konzerte im sic! Elephanthouse wurden präsentiert von Endless Bazaar.
Künstler:innen:
Shayu
Antony No Limit
Fauness
Ange Halliwell






Dokumentation: Sam Aebi, Milena Müller, Jem von Mandach
15.10.2022, 17 Uhr
Künstlerinnengespräch
Gespräch mit Prof. Dr. Marietta Meier und Liveset von molekül
Die Historikerin Prof. Dr. Marietta Meier spricht um 17 Uhr mit Lea Schaffner über die gezeigte Arbeit. Ausgehend von Fragen wie: Wann wurden psychochirurgische Eingriffe durchgeführt? Welche Rolle spielten Klinik, Patient:innen, deren Angehörige, Ärzt:innen und Pflegepersonal bei der Entscheidungsfindung? Welche Folgen hatten die Eingriffe? Wann galten welche Richtlinien, Werte und Normen?, diskutieren sie über die Psychochirurgie von damals, heute und morgen.  Im Anschluss gibt es Zeit für Austausch und Fragen sowie ein Liveset von molekühl.


Prof. Dr. Marietta Meier studierte Geschichte, neue deutsche Literaturwissenschaft und Sozial- und Wirtschaftsgeschichte und promovierte 1997 mit einer Studie über adlige Stiftsdamen am Ende des 18. Jahrhunderts. Sie leitete diverse Forschungsprojekte zur Psychiatriegeschichte und schloss 2012 ihre Habilitation «'Der affektive Stachel'. Psychochirurgie nach dem Zweiten Weltkrieg» ab. Sie ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Historischen Seminar der Universität Zürich, wo sie seit 2019 den Bereich Studium und Lehre leitet.

27.08.-15.10.2022
Solo Show - anlässlich Kunsthoch Luzern
Lea Schaffner - Aus dem Kopf/ From the Head  (by Heart)
1935 entwickelte der portugiesische Neurologe António Egas Moniz einen chirurgischen Eingriff, genannt Leukotomie, zugrunde liegt das altgriechische Wort leukós «weiss, hell» und tomé «das Schneiden, der Schnitt». Eine operative Durchtrennung der Bahnen zwischen Stirnlappen und Zwischenhirn, d.h. der weissen Substanz im Zentrum des Stirnlappens mit einem als Leukotom bezeichneten Schneidegerät. Das Leukotom wird hierbei durch ein Loch im Schläfenbein oder durch das knöcherne Dach des Orbitalknochens oberhalb des Augapfels eingeführt. Heute wird die Operation nicht mehr praktiziert, doch nach dem zweiten Weltkrieg nahm sie weltweit einen grossen Aufschwung. Später bekam Egas Moniz sogar den Nobelpreis dafür.
Der Eingriff erfolgte vor allem im Rahmen der Psychochirurgie oder bei unstillbaren Schmerzzuständen und führte oft zu starken Nebenwirkungen und extremen Persönlichkeitsveränderungen. In der Nachkriegszeit wurde die Methode unteranderem auch in der Schweiz angewandt. Mindestens 1’000 Personen wurden dieser Behandlung unterzogen. Das Ziel des Eingriffs war die Patienti:nnen in psychiatrischen Anstalten «sozial zu heilen» oder sie zumindest soweit zu behandeln, dass sie wieder in eine Gemeinschaft mit einer bestimmten Ordnung integriert werden konnten.  Über die Leukotomie-Fälle in der Schweiz wird kaum gesprochen und wenige wissen über die schwerwiegenden Eingriffe im Gehirn Bescheid. Genau für solche Lücken und Leerstellen in der Geschichte interessiert sich Lea Schaffner. Was passiert, wenn Lücken lückenhaft bleiben und Geheimnisse geheim gehalten werden?

Über Recherchearbeit und Gespräche mit Historiker:innen versuchte Schaffner denGeheimnissen dieser Operationsmethode auf die Spur zu kommen. Konkrete Akten von Patient:innen und deren Behandlungen waren aufgrund von Datenschutz nicht einsehbar. Gefunden hat sie im Staatsarchiv Aargau Baupläne der Jahre 1800 - 1900.So verlagerte Schaffner den Fokus ihrer künstlerischen Arbeit auf die Institution selbst, konkret auf die ehemalige Heil- und Pflegeanstalt, heute Psychiatrische Dienste Aargau (PDAG), beim Areal Königsfelden in Windisch. Einen Ort, der Schaffner bereits in ihrer Kindheit durch Erzählungen bekannt und mit einer gewissen Ehrfurcht aber gleichwohl Neugier behaftet war. Denn 30 Fussminutenentfernt liegt Schaffners Heimatort Hausen und es kam dort nicht selten vor, dass den Kindern bei Fehlverhalten mit der Einweisung in die Psychiatriegedroht wurde.

Mittels architektonischer Baupläne versucht Schaffner die Spuren dieses geheimnisvollen Ortes aufzudecken. Darüber hinaus hinterfragt sie die Funktion des Archivs. Ein Gebäude, ein Aufbewahrungsort, der das kulturelle sowie das rechtlich-administrative Gedächtnis eines Staates oder einer Region bildet, eine Art Gedächtnisinstitution. Die Pläne offenbaren Ordnungssysteme wie Klassifikationen, Register, Kategorien, Strukturen und Raster, die Schaffnersichtbar macht und neu zusammenfügt. Sie versucht sich ein eigenes Archivaufzubauen, mit dem, was vorhanden ist. So wie es Sara Ahmed mit ihrem Eigenwilligkeitsarchiv beschreibt: Eine eigenwillige Methode der Zusammenstellung. In ihrer Video- und Audioinstallation erprobt Schaffner unterschiedliche Erzählformen und verwebt Fakten mit Fiktion, denn es bleibt ihr nichts anderes übrig, als von aussen auf das «Gebäude der Geheimnisse» zu schauen und sich alles im Kopf auszumalen.

Text: Sabrina Negroni


Lea Schaffner
(*1989 in Hausen (AG), lebt und arbeitet in Zürich) absolvierte den Gestalterischen Vorkurs in Aarau. Es folgte der Bachelor Art & Media (2010- 2013) und Master in Fine Arts (2014 - 2017) an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK). Seither ist sie in diversen Ausstellungen vertreten und arbeitet als Lehrbeauftragte im Studiengang Digital Ideation Culture Lab an der Hochschule Luzern (HSLU). 2020 wurde sie mit dem Credit Suisse Förderpreis anlässlich der Auswahl 20 im Aargauer Kunsthaus ausgezeichnet und letztes Jahr erhielt sie ein Werkbeitrag des Aargauer Kuratoriums.

Grafik: Burrow, Berlin
Ausstellungsdokumentation: Andri Stadler

Die Ausstellung wird unterstützt von: Stadt Luzern - Kultur und Sport, Regionalkonferenz Kultur Region Luzern (RKK)
13.08.-19.08. 2022
21.05. - 02.07.2022
Solo Show
Martina Lussi - The Listener
Martina Lussi (*1987) kreiert Installationen und Kompositionen aus einer Vielzahl unterschiedlicher Klangfragmenten und bearbeitetem akustischem Material. Dabei basiert ihre künstlerische Herangehensweise hauptsächlich auf dem Akt des Zuhörens. Ihre vielfältigen Soundlandschaften laden zum Flanieren ein.

Bisher beschäftigte sich Lussi in ihrer künstlerischen Praxis mit Field Recordings. Es sind Aufzeichnungen von nicht eigens erzeugten Klängen, natürlichen Schallereignissen oder vorgefundenen Klanglandschaften ausserhalb eines Tonstudios. Ihr Interesse liegt insbesondere in Aufnahmen von Natur- beziehungsweise Umgebungsgeräuschen, die sie mithilfe von portablen Aufnahmegeräten realisiert. Das Still sein und reduzieren der eigenen Bewegungsgeräusche spielt dabei eine wichtige Rolle. Es stellt sich die Frage, inwiefern die eigens produzierten Geräusche in den Aufzeichnungen von Naturaufnahmen Platz finden. Körpergeräusche zeichnen sich durch den akustischen Ausdruck von physiologischen oder Vorgängen des menschlichen Körpers ab. So entstehen diverse Schallphänomene: Herz-, Atem-, Gelenk- oder Schluckgeräusche. Aber auch die Geräuschkulisse von Materialien wie die der Kleidung ist ein wichtiger Teil der Hörerfahrung.

Solche Geräusche werden oftmals unterdrückt. Wir kennen solche Rauschunterdrückungsverfahren beim Kauf von Kopfhörern, die mit «Noise Cancelling» werben, d.h. die Kopfhörer können mithilfe eines Computerchips den Umgebungsschall eliminieren. Bei Martina Lussi werden solche ungewollten und störenden Nebengeräusche zu Hauptakteuren. 

Im sic! Elephanthouse zeigt Lussi eine neue Arbeit. Die Klanginstallation „The Listener“ basiert auf Studioaufnahmen von Lussi‘s selbst verursachten Jackengeräuschen, die durch Reibung, Greifen oder Rascheln der unterschiedlichen stofflichen Beschaffenheit der Jacken verursacht wurden. Vier unterschiedliche Jacken, dessen Oberfläche und Textur sich andersartig anhören und anfühlen wurden von Lussi je während 10 Minuten angezogen und mittels eigener Bewegung klanglich erforscht. Entstanden sind vier Klangspuren, die auf vier Lautsprechern abgespielt werden, sodass eine zufällige Komposition, eine neue klangliche Umgebung im Ausstellungsraum entsteht. Die Jacken werden zum Hauptinstrument und ihre Verwendung erzeugt einen Raum, der über die klangliche Dokumentation hinausgeht. 

Text: Sabrina Negroni


Martina Lussi (*1987) lebt und arbeitet in Luzern. Sie hat 2011 ihren Bachelor of Arts in Fine Arts an der Hochschule Luzern – Design & Kunst absolviert und 2016 den Master of Arts in Contemporary Arts Practice an der Hochschule für Künste Bern (HKB) abgeschlossen. Zurzeit arbeitet Sie im Forschungsprojekt «Seeking Birdscapes», einem Projekt der Hochschule Luzern – Musik und Design & Kunst. Zudem hat sie neben zahlreichen Kollaborationen auch Solo-Alben veröffentlicht, ihr jüngstes Album «Balance» erschien anfangs September 2021 bei Präsens Editionen.

Grafik: Dorothee Dähler
Ausstellungsdokumentation: Andri Stadler

Die Ausstellung wird unterstützt von: Stadt Luzern - Kultur und Sport, Regionalkonferenz Kultur Region Luzern (RKK).
27.03. - 07.05.2022
In conversation with Inner Light, Dushan Petrovich, Meltem Rukiye Calisir, Yann Slattery and Camilla Inge Volbert
Solo Show
Luca Büchler - a fantasy, a desire
1 Ich mache hier kein Argument oder vergleiche Thesen. Ich verlange etwas, dass sich unterscheidet, zu wissen. Ich verlange, etwas anderes zu sehen (Grisela Pollock, 2021, Neuer Berliner Kunstverein). Wenn es tatsächlich dunkel wird im Ausstellungsraum, ist eine Musikalität des Raumes im bestimmten Takt gegeben. Zwar suggeriert die Dunkelheit den Focus der Zuschauer*innen auf die Bühne, faktisch reicht ein Blick in die Kunstgeschichte, um zu sehen, dass die Abwesenheit von Licht keine innere Reflektion oder denkende Veränderung begünstigt. Jäh erstrahlt der Augenblick. Die Begegnung (zwischen den Flehenden und den Erblickenden auf der Vasenwand), sie ist Szene (Ivan Nagel, Gemälde und Drama, 2009, Suhrkamp). Wichtige, aktuelle Werke charakterisiert dabei, dass die begrifflichen Fixierungen aus sich selbst heraus grundsätzlich zu befragen (Stefan Deines, Die Kunst der Künste, 2021, Suhrkamp). So lösen die globalen Künste das Denken der akuten Gegenwart, die seit 1967 wärt, ab, zugunsten der zum Stück zusammen geführten, sich im transmodernen Diskurs befindenden Gattungen.

Text: Anne Schmidt


Luca Büchler (*1996) lebt und arbeitet in Zürich und Wien. Er hat 2020 seinen Bachelor Fine Arts an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) abgeschlossen und studiert zurzeit Transmediale Kunst an der Universität für angewandte Kunst in Wien. Seine Arbeiten wurden national und international ausgestellt. Zudem ist er Teil der kuratorischen Leitung von Perrrformat – eine Plattform für performative Kunst im halböffentlichen Raum der Stadt Zürich – und Co-Editor-in-Chief des PW-Magazins

Grafik: Christian Knöpfel
Ausstellungsdokumentation: Andri Stadler

Die Ausstellung wird finanziert durch: Stadt Luzern-  Kultur und Sport, Regionalkonferenz Kultur Region Luzern (RKK).
19.11.2021 - 15.01.2022
Solo Show
Jonas Etter - The Splash of a Drop!
23.09. / 30.09. / 07.10.2021
Workshop
Sophie Germanier -Spinal study Group
28.08. - 07.10.2021
Solo Show
Kay Yoon - Play, Touch, Grip
29.05. - 03.07.2021
Solo Show
Florian Maritz - Glyptothek Maritz
10.04.2021-22.05.2021
Solo Show
Monika Emmanuelle Kazi - Handshake
01.05.2021
Painting Performance
Kevin Pinsembert
31.01.21 – 14.03.2021
Online Tool - Riikka Tauriainen, Paloma Ayala, Anne-Laure Franchette
River Oracle
31.01.21 – 14.03.2021
Video Performance - Riikka Tauriainen, Paloma Ayala, Jeanne Jacob
From sensitive pools and snail connections
25.10.20 - 02.01.2021
Solo Show
Riikka Tauriainen - Intimacy of Strangers